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Pedro's Talk 1 - Pferd/Mensch- Beziehung

Foto: Raimund Kniffki - Pedro gechillt auf einem Seminar mit seinem Menschen
Foto: Raimund Kniffki - Pedro gechillt auf einem Seminar mit seinem Menschen

 

Ein Kumpel hat mir beim Chillen auf der Weide erzählt, dass er einen Freund hat, dessen Bruder jemanden kennt, der ein menschliches Besitzer- Ehepaar hat, die mit ihm „Arbeiten“. Folgendes erzählt er über das gemeinsame „Arbeiten“:

 

 

 

Beide Menschen kennen sich seit knapp 20 Jahren. Der Mann war jahrelang auf einer Rennbahn tätig und musste mit den dortigen Hengsten umgehen, wie es der Job und sein Chef, leider forderten. Da er dies nicht mehr wollte, hörte er dort auf. Aber er wusste grundsätzlich, was und wie er mit einem Hengst (Pferd) umgehen sollte (muss) – auch welches Verhalten er im Zusammenhang mit Pferden nicht mehr ertragen wollte.

 

Sie ist in einem sozialen Beruf tätig und hat jahrelang mehr zugesehen, als selbst mit Pferden gearbeitet.

 

Beide haben seit mittlerweile 2 Jahren zwei Hengste – 4 und 8 Jahre alt - auf der Weide zu stehen.

 

 

 

2017 war für den Mann das Jahr der Veränderung. Aus krankheitsbedingten Gründen war er nicht in der Lage, über Monate hinweg, zu den Pferden zu fahren, geschweige den mit ihnen etwas zu machen. Die Frau war also eine gewisse Zeit lang auf sich alleine gestellt.

 

 

 

Alleine mit seinem Kumpel auf der Weide, war das Leben sehr chillig. Futter gab es genug, denn die Frau brachte ja regelmäßig Nachschub, so dass er sich auf der Wiese keine Gedanken machen musste. Die Frau versuchte ab und zu, besonders mit dem Jüngeren, umzugehen. Ihn zum unterstand zu holen, um zu putzen entwickelte sich im Laufe der Zeit, zu einem für die Frau gefährlichen unterfangen, denn es wurde dem Hengst zu bunt und nachdem er sich schon das „in die Jacke zwicken“ angewöhnt hatte und die Frau so gar nicht wirklich richtig darauf reagiert hat, packte er die Frau eines Tages am „Schlawittchen“ und schüttelte sie ein wenig durch.

 

 

 

Vor kurzem stellten beide fest dass sich der Jungspunt in seinem Verhalten fremden Menschen gegenüber deutlich verändert hat. Er hat nämlich beschlossen, dass alles „Neue“ ziemlich gruselig ist und ihn fressen könnte. Er konnte das nicht gut aushalten. Als der Schmied kam dauerte es eine Weile bis er sich vom Besitzer beruhigen ließ, aber den fremden Mann an die Hufe zu lassen, ging gar nicht. Er hat also beschlossen zu gehen oder einfach nach dem Schmied zu treten. Beim Impfen durch den Tierarzt war das Verhalten sehr ähnlich.

 

 

 

Also war guter Rat teuer. Sie holten sich Hilfe!

 

 

 

Ein Trainer kam. Er guckte sich das junge Pferd an und stellte fest, dass er neugierig ist, aber auch sehr misstrauisch. Mit ein wenig Zeit und Klarheit würde sich das ändern. Das Pferd wurde von ihm „losgelassen“, um ohne Strick frei kommunizieren zu können. Nach 10 Minuten führte er das Pferd am Halfter (was dran gelassen wurde) mit zwei Fingern zum Unterstand.

 

Das Pferd war halt nicht mehr viel gewohnt und Konzentration muss auch geübt werden. Er konnte einfach nicht mehr aushalten, wenn Menschen kamen die ihm keine Zeit zu einem kurzen Kennenlernen gaben.

 

So wurde eine befreundete (angehende) Huforthopädin hinzugezogen, zwei Wochen alleine mit Pferd geübt und die Vorderbeine gemacht. Dabei wurde festgestellt, dass in etwa bei einer Stunde die Grenze für das Pferd ist. Danach ist er nicht mehr in der Lage die Situation auszuhalten und „muss weg“! Eine Woche später dann beide Hinterbeine. Glücklicherweise ließ sich das Pferd mental mit Keksen und Möhren „einfangen“, so dass er ruhig stehen konnte, während am Huf gearbeitet wurde. Als beide Hufe fertig waren, nahm er vorne auch keine Leckerlies mehr an. Ein Zeichen dafür den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben!

 

 

 

Nachdem der Trainer beide Besitzer bei und an ihren Pferden gesehen hatte, war klar, wo die Probleme des Pferdes lagen.

 

 

Der Mann, der in seinem Handeln recht klar war, musste eine Zeitlang aussetzen. Die Frau war aber in ihren eigenen Ängsten, Unsicherheiten und Denken gefangen. Sie möchte ja dem Tier „nichts tun“, „nichts falsch machen“ und vergisst dabei aber sich um die eigene Unversehrtheit zu kümmern und dem Pferd gegenüber klare Regeln aufzustellen.

 

Der Hengst – recht verspielt – hat dann irgendwann die Chance ergriffen und mit der Menschenfrau gespielt. Ich glaube sie hat das anders gesehen. So ist es aber, wenn Menschen KEINE Regeln aufstellen.

 

Weiterhin haben Mann und Frau auch untereinander eine Kommunikationsform etabliert, die mit „gewaltfrei“ so gar nichts zu tun hat. Beide erzählen viel wie alles mal war, wie alles werden könnte und wer Schuld hat, das gewisse Dinge so gelaufen sind. Da wird belehrt und vorgeworfen, geschmollt und verteidigt, was sich das Zeug hält. Verantwortung wird auf den jeweils anderes geschoben, statt gemeinsam zu lernen und auf die Bedürfnisse des Anderen einzugehen. Ich stehe in der Mitte und bekomme diese Angriffe und Verteidigungen mit.

 

 

Aber keine Kunst, denn wenn Menschen die eigenen Bedürfnisse nicht kennen, ist es auch schwer sie zu kommunizieren. Wenn Menschen Grenzen nie richtig kennenlernen durften, ist es schwierig sie zu verteidigen. Wenn ich immer davon rede, was der Andere eigentlich so alles „falsch“ macht, lenke ich schön von mir selbst ab.

 

 

Die Folge davon: Wir Pferde reagieren direkt auf das Verhalten was uns begegnet.

 

Das aufgesetzte erlernte Verhalten der Frau, was körpersprachlich als deutlich aggressiv und respektlos dem Pferd gegenüber kommuniziert wird, führt dazu, dass das Pferd direkt mit Aggression reagiert und schnappt oder mit seinem Kopf so weit um sich schlägt, dass die Frau beim Führen ein wenig in Deckung gehen muss.

 

Außerdem gibt es den inneren Wunsch dem Pferd nichts „böses“ zu tun, alles richtig zu machen und ganz viel Zuneigung für das arme Tier.

 

Damit wird etwas anderes kommuniziert, als gefühlt wird. Das macht es für das Pferd nicht besser, da es ein Problem damit hat den Menschen zu lesen. Inkongruenz ist etwas was Pferde (aus meiner Erfahrung) Aggressiv macht. Ein weiterer Grund für das Pferd eigene Aggression zu entwickeln.

 

 

 

Welcher Grund es nun letztlich ist, der dieses Pferd dazu veranlasst mit der Frau „Schlittschuh-zu-laufen“, werden wir nicht erfahren. Was aber klar war ist, dass sich etwas ändern musste, denn sonst wird der 4 jährige in der sogenannten Rüpelphase, möglicherweise noch andere Sachen mit der Frau „spielen“ die dann echt gefährlich werden könnten.

 

 

 

Was hat also der Trainer getan:

 

  • Der Frau das Verhalten des Pferdes erklärt und auf die dringende Notwendigkeit der Veränderung, für die eigene Sicherheit, hingewiesen.

  • Der Frau Verhalten gegenüber dem Pferd gezeigt, was einen verbesserten respektvolleren Umgang mit dem Pferd erlaubt.

  • Der Frau Mut gemacht sich zu erlauben Fehler zu machen.

  • Der Frau Mut gemacht auf ihr eigenes Gefühl zu hören und darauf zu vertrauen.

  • Mann und Frau anhand von Beispielen klar gemacht, wie aggressiv die Kommunikation zwischen Beiden ist.

  • Verantwortungsübernahme für die eigenen Bedürfnisse. Denn nur dann, wenn sie kommuniziert das ihr etwas Angst macht, kann (und sollte) der Partner reagieren. Wenn nicht, bin ich mal so frech zu sagen „Da musst du dich durchsetzen!“.

 

 

 

Ganzheitlliches Pferdetraining SOLLTEN meiner Ansicht nach immer die Menschen, welche mit dem Pferd umgehen, mit einbeziehen. Nur so kann nachhaltig etwas verändert werden.

 

 

Das Pferd ist jedenfalls guter Dinge das sich etwas positiv verändern wird. Immerhin hat er es hinbekommen eine gefühlte Minute entspannt neben der Frau zu stehen, ohne sie zu berühren. Das ist doch schon ein guter Schritt in die gewünschte Richtung. Mit dieser Klarheit und klaren Rahmenbedingungen kann das Pferd gut leben und hat sichtbar/hörbar abgeschnaubt.

 

 

 

Soweit der Bericht!

 

 

 

Pferde wollen sich anschließen. Der Mensch braucht nur die idealen Bedingungen dafür zu schaffen.

 

Pferde haben immer einen Grund für ihr Verhalten. Ein Pferd ist nicht grundlos aggressiv, nicht grundlos respektlos und nicht grundlos entspannt. Es sieht in seinem IMMER eine Notwendigkeit, um das eigene (Über-)Leben zu schützen!

 

Hinter JEDEM Verhalten steckt eine Motivation. Findest du die Motivation deines Pferdes, lernst du dein Pferd wirklich kennen. Es ist nicht immer so wie es scheint.

 

Die Frau hatte heute eine Situation, wo das Pferd einfach gegangen ist. Sie interpretiert und fühlt sich schlecht, weil das Pferd weg geht. Das Pferd hatte aber eine ganz andere Absicht: Es wollte spielen!

 

Prüfe du Mensch daher immer, ob das was du empfindest mit der tatsächlichen Realität übereinstimmt.

 

 

 

Euer Pedro